Die auch bei Zweiradfahrern sehr beliebte Straße SS125 in den Bergen der Ostküste Sardiniens bietet irgendwann die Möglichkeit in einen Tunnel abzubiegen. Wenn man dies tut, landet man am Meer in dem kleinen Hafenörtchen Cala Ganone. Da der Ort recht touristisch ist, zog es uns zu einer höher gelegenen Campingmöglichkeit in den Bergen.
Von unserem AgriTurismo ( eine an eine Landwirtschaft angegliederte Campingmöglichkeit), wanderten wir los in Richtung Cala Luna, eine der Attraktionen von Cala Ganone. Zunächst ca. 200 Höhenmeter tief Richtung Meer. Die Aussicht auf Cala Luna, einer Bucht, versprach aus der Entfernung farbtechnisch eine Postkartenidylle.
Auf dem ausgetrampelten Wanderweg war recht wenig los, da das Zurückfahren mit dem Boot an diesem Tag wegen dem zu unruhigen Meer nicht möglich war. Wir wussten also, dass wir mit Jano dir Stecke zurück laufen mussten. Der Wille alleine zu laufen ist bei Jano nach wie vor sehr ausgeprägt, so dass unser Tempo dementsprechend stockend war, da jede Eidechse oder Ameise begutachtet werden musste. Wir beschlossen, dass Cala Luna nicht realistisch war und dass wir unser Mittagspicknik in einer kleinen Bucht neben dem Wanderweg einnehmen wollten.
Ein Schild versprach eine 60 Höhenmeter unter uns liegenden Bucht. Nach wenigen Metern wurde die Unternehmung zu einer Kletterpartie, die uns das Gefühl gab einen ausgetrockneten Wasserfall hinunter zu klettern. Mit Jano nicht machbar. Wir picknickten an einer geeigneten, nicht zu steilen Stelle und erhaschten einen kurzen Blick auf das Meer. Auf dem Rückweg überraschte uns noch ein Schauer. Jano war stolz fast alles alleine gewandert zu sein und wir ein wenig enttäuscht so wenig gesehen zu haben.
Am nächsten Morgen hatte Jochen in seiner Wege-App eine andere Möglichkeit entdeckt Cala Luna zu erwandern. Von einer über der Bucht liegenden kleinen Straße ging ein Weg ab, der irgendwann auf den ausgeschilderten Wanderweg zu Cala Luna und den darauf folgenden Buchten stieß.
Wir fuhren los, vorbei an Ziegen und Schweinen, die auch auf Sardinen frei herumlaufen, und bogen auf eine Straße -wenn man dies so nennen mag – ab, die alle unsere bisherigen Straßenerfahrungen mit unserem Nugget in den Schatten stellte. Über eine einspurige, gerillte Betonpiste ging es immer höher in die Berge, links felsiger Abhang, rechts schroffer Macchia und große Felsbrocken. Wir hofften im Stillen, dass uns niemand entgegen kam.
Nachdem Jochen den Nugget zwischen die Bäume des „Parkplatzes“ gebastelt hatten, ging es los. Auf dem Parkplatz parkten einige Autos, denn die Gegend um Cala Gonone ist bei Kletterern sehr beliebt. Bis auf ihre Rufe sahen wir aber keine Menschenseele.
Jano stiefelte mit Begeisterung los und fragte recht schnell, wann es denn endlich „kletterig“ werden würde. Zunächst schlängelte sich unser Wanderweg über eine 4-W-Drive geeignete Piste durch ein Wäldchen mit uralten, riesigen Steineichen.
Der von Jano ersehnte Weg ließ nicht lange auf sich warten. Es ging über Fels, vorbei an alten Eichen, Rosmarin, der sich mit Mühe in der Felswand festhielt und über Geröll immer tiefer Richtung ehemaligem Flussbett. Die Felswände kamen immer näher und schon bald waren wir mitten drin in der Schlucht. Umgeben von hohen orange-grauen Wänden, einfach wunderschön. Und außer uns kein Mensch.
Auch auf dem offiziellen Wanderweg angekommen begegnete uns bis 100Meter vor dem bekannten Strand von Cala Luna keine Menschenseele. Dabei ging es vorbei an Höhlen über rundgeschliffene Kiesel, durch riesige Oleandersträucher.
Am Strand angekommen machten wir unser Picknick uns besuchten noch die vom Strand abgehenden Grotte. Wir überlegten kurz,ob ich mit Jano mit dem Boot zurück fahren sollten, verwarfen die Idee aber wieder. Jano meisterte auch den Rückweg, mit kleinen Kletterpartien, wie ein großer Wanderer und konnte sich dann im Eichenwäldchen in der Kraxe erholen.
Jochen musste noch einmal schwitzen, sowohl beim Tragen des müden Wandermannes, als auch bei der Rückfahrt über die abenteuerliche „Straße“.
Wir sind uns einig, es war eine unserer schönsten Wanderungen. Manchmal lohnt sich ein zweiter Versuch.
Abenteuerlich – Ihr werdet es nicht vergessen!