Nach unserer 14-stündigen Überfahrt von Sardinen nach Barcelona haben wir uns noch am selben Tag aufgemacht, Spanien von Osten nach Westen zu durchqueren. Etwas gezeichnet von unserer doch recht unruhigen Nacht auf der Fähre der Grimaldi-Lines legten wir zunächst ca. 400 km zurück und steuerten einen Campingplatz mitten im Nirgendwo Spaniens an. Ein Ort westlich von Zaragossa namens Moncayo sollte uns für eine Nacht beherbergen.
Für uns absolutes Neuland, auch was die Eindrücke anbetraf. Das gesamte Land war unfassbar trocken. Grün waren eigentlich nur die bewässerten Gemüse- und Getreidefelder. Sonst konnte von Vegetation eigentlich keine Rede mehr sein. Wir hatten zwar bereits einiges aus Artikeln über die Regenarmut in Südeuropa gelesen, doch nun sahen wir die Probleme mit eigenen Augen. Viel geht einem hier durch den Kopf. Angefangen vom Klimawechsel bis hin zu seinem eigenen Konsumverhalten und dessen Auswirkungen.
Vielleicht lässt man solche Orte auch schnell hinter sich, um sich erst gar nicht intensiver mit allen daraus resultierenden Fragen an sich selbst auseinandersetzen zu müssen und sucht nach den schönen Ecken auf unserem Kontinent. Und so brachen wir schnell am nächsten Tag mit dem Ziel Salamanca auf, einer prosperierenden historischen Studentenstadt 100 km von der Grenze Portugals entfernt. Die Route führte uns entlang des Flusses Duero, der sich durch den mittleren Westen Spaniens und Portugals bis zur Mündung in den Atlantik regelrecht schneidet.
Im Ribeira del Duero mit seinen bekannten Weinen hatten wir dann auch die Trockenheit Kataloniens zurück gelassen. Alles wirkte grüner auch wenn hier ohne Bewässerung der intensiv genutzten Felder ebenfalls kaum Ackerbau möglich wäre. Weiter ging es am Flusslauf, der die Lebensader das mittleren Westen Spaniens schon seit jeher gewesen ist, nach Valladolid, wo wir dann den Duero in Richtung Süden nach Salamanca verließen.
Mit zwei Nächten Aufenthalt nutzen wir den Stopp für die Besichtigung der historischen Stadt mit ihrer zum UNESCO-Kulturerbe gehörenden Kathedrale. Zudem drehte ich mit dem Mountainbike eine größere Runde um die Stadt mit tollen Eindrücken und Ausblicken. Trotz des hohen Nutzungsgrades des Umlandes hatten wir erstmals wieder den Eindruck, dass etwas Platz für die Natur geblieben ist. Diese zeigte hier von einer bewundernswerten Seite mit vielen verschiedenen Vögeln und einer abwechslungsreichen Vegetation. Vor allem Störche mit Nachwuchs in Nestern auf Kirchtürmen, Hochstannungsleitungsmasten oder abgestorbenen Bäumen beeindruckten uns immer wieder.
Dies sollte sich nach unserer Abreise aus Salamanca in die Region Arribes del Duero potenzieren. Unser nächstes Ziel Richtung Atlantik war ein kleiner Nationalpark an der spanisch-portugiesischen Grenze, die der Duero zeichnet. Sie ist geprägt durch eine vom Flusslauf 300 Meter eingeschnittene Schlucht. Zur Elektrizitätsgewinnung ist der Duero dort auf mehreren Stufen angestaut. Trotz des nicht unbeträchtlichen Eingriffs in die Natur hat sich in dieser Region eine bemerkenswerte Flora und Fauna bewahrt.
Auf den vielzähligen Blüten der Trockenwiesen finden sich sich zum Teil bizarre Insekten ein. In den mit Bartflechten überzogenen Steineichen brüten unzählige Vögel, von denen wir einige noch nie gesehen haben. Vögel, die wir bislang nur aus Bestimmungsbüchern kennen, wie beispielsweise den Wiedehopf, sagen uns jeden morgen ‚hallo‘.
Am eindrücklichsten sind jedoch eine unglaubliche Anzahl an Gänsegeiern, die über den tief abstürzenden Felsabhängen kreisen und auf kleinen Felsvorsprüngen ihre Brut aufziehen. So nutzen mehr als 30 dieser Aasfresser mit einer Spannweite über 2,50 Meter bei unserem Ausblick in die Schlucht die Thermik, um Nahrung für ihren Nachwuchs zu sichten.
Wir sind begeistert und beeindruckt von dieser Ecke Spaniens, die uns ein weiteres Mal in Europa so viel faszinierende Natur bietet und sind gespannt wie es in Richtung Atlantik weiter geht.
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