Haferschleim und Wurst prägen unseren ‚Great Walk‘

Nachdem wir in Christchurch unseren Jetlag ausgeschlafen, alle noch notwendigen Campingutensilien wie Zelt, Kocher und Töpfe besorgt hatten, ging es in unserer kurz zuvor geliehenen Nissanschleuder 400 km zum nördlichsten Zipfel der Südinsel nach Motueka. Unser Ziel heißt einer der bekanntesten Küstenwanderwege Neuseelands – der „ Abel Tasman Great Walk“.

Lema
Lena auf einem der paradiesischen Strände des Abel Tasman

Bereits die Autofahrt über Gebirgspässe und weite Täler ist in Neuseeland ein Erlebnis. Ein bisschen erinnert Neuseeland vielleicht an die Schweiz, nur passen Sträucher und Bäume nicht wirklich. In der Kleinstadt Motueka angekommen, beziehen wir unser Hostel und organisieren uns unsere Verpflegung für die vier Tage Abel Tasman und das Wassertaxi, das uns von Marahau 50 km weit in den Norden zum Ausgangspunkt unserer Tour nach Toteranui bringt. Eine letzte Nacht im Hostel, Sachen gepackt und los geht es am Donnerstagmorgen.

Die Sonne strahlt und wir steigen mit ca. 15 weiteren Leuten ins Wassertaxi. An Seelöwen vorbei, die gerade Oktopusse fangen und diese schleudernd neben unsrem Boot totschlagen sowie kleinen Pinguinen und schlafenden Kormoranen haben wir nach knapp zwei Stunden unseren Ausgangspunkt erreicht.

Seelöwe
Seelöwenmännchen markiert sein Rewier

Donnerstag, 12 Uhr der ‚Great Walk’ beginnt. Vor uns liegen 50 km Küstenwanderweg. Die erste Etappe von Totenarui nach Awaroa über acht Kilometer ist eher lockeres Einwandern. Alles läuft super. Auch wenn mein Rücksack mit 15 Kilo etwas schwer auf den Schultern liegt, geht es abwechselnd an weißsandigen Buchten und durch tiefgrüne Feuchtküstenwälder gut voran. Nach etwa drei Stunden sind wir in der Bucht von Awaroa angekommen. Neben der recht gut besuchten Hütte ist unser Zeltplatz. Wir sind die einzigen die zelten! Also auspacken, unser neues Zelt aufbauen und überlegen, was es zu essen gibt.

Das große Fressen bleibt für vier Tage aus

Doch hier endet der so entspannte Tag prompt. Anstatt zwei Tüten Proviant findet sich in meinem Rucksack nur eine. Die Tüte mit unserem gesamten eingeplanten warmen Abendessen befindet sich noch im Hostel. Vergessen! Nach 20 Minuten Bestürzung, Verzweiflung, Unglaube beschließen wir das beste aus dieser Situation zu machen und machen einen eisernen Essensplan für vier Tage. Einziges heißes Essen ist eigentlich unser Frühstück – Oats beziehungsweise Haferschleim. Ansosten gibt es Wraps mit Hummus, Karotte und Trockensalami, Pitabrot, Trockenfrüchte, Reiswaffeln, Kaffee und Tee. Das wird hart. Aber wir versuchen durchzukommen. Als erstes Abendessen gibt es Pita mit Wurst und Hummus.

Der nächste Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein. Nach einem kurzen Haferschleimfrühstück geht es über Küstenhügel im Wald zum Tonga Saddle, der uns tolle Ausblicke beschert. Nach einem Sumpfgebiet kommen wir zum Onetahuti Beach.

Lena
Lena auf einer Hängebrücke im Regenwald

Wir lassen den paradiesischen Strand hinter uns. Auf dem letzten Teil zur Bark Bay zieht es zu, doch nass werden wir glücklicherweise nicht. Wir überqueren die Bay bei Niedrigwasser und gelangen zu unserem Zeltplatz direkt am Ufer der Bay. Der Tag klingt bei Lagerfeuer und Wraps mit Hummus und Wurst aus.

Zelt
Unser Zelt direkt vor der Bay

Flucht vor Gewitter und Dauerregen

Am dritten Tag geht es über 11 Kilometer nach „Anchorage“. Das Wetter meint es weiterhin gut mit uns. Die Sonne scheint in unseren Haferschleim mit Trockenfrüchten. Trotz der rationierten Verpflegung fühlen wir uns weiterhin fit und kommen gut voran.

Küste
Traumhafte Küsten des Abel Tasman

Vor unserem Tagesziel machen wir sogar noch einen kleinen Umweg zu „Cleopatras Pool“ ein Bassin in einem Bach, der sich in die Bay ergießt, wo ich mich bei Wassertemperaturen von unter zehn Grad wagemutig in die Flut stürze.

Jochen
Saukalter Pool

Gerade in Anchorage angekommen verschlechtert sich das Wetter minütlich und es fängt zu regnen an. Wir verkriechen uns im Zelt, der Regen wird stärker und stärker. Gewitter kommen hinzu. Nach zwei Stunden und einem Regenradarcheck entschließen wir uns, in die benachbarte Hütte zu flüchten. Dort ist es warm und trocken, aber eigentlich dürfen wir uns mit unserer Zeltplatzbuchung dort nicht aufhalten wie uns der Ranger erklärt. Doch er hat ein Einsehen und gewährt uns sogar die Nacht in der beheizten Campkitchen, weil es sich auf nur vier Grad herunterkühlen soll.

Nachdem alle Hüttenbucher sich in ihre Schlafgemächer verzogen haben, rollen wir unsere Isomatte und den Schlafsack aus und versuchen unter dem Bewegungsmelderlicht nach einem Wurstwrap Schlaf zu finden, mit mäßigem Erfolg. Bevor die ersten Besucher aufstehen sollen wir uns wieder aus dem Staub gemacht haben, so der Ranger, weil er eigentlich niemanden in der Küche beherbergen darf. Also klingelt der Wecker um sechs Uhr, wir verziehen uns nach draußen, kochen Kaffee und Haferschleim und genießen einen grandiosen Sonnenaufgang. Um Halbacht verlassen wir im ersten Sonnenlicht die Bay, deren Wasser aufgrund der niedrigen Temperaturen dampft.

Sunset
Traumhafter Morgen nach gewittriger Nacht

Wir steigen Richtung Inland in den Buchenwald auf. Oben am ersten Aussichtspunkt zeigt sich ein spektakuläres Bild. Keine Wolke trübt den Himmel. An einem kristallklaren Morgen sehen wir die vom Vortag verschneiten Berge der Nordinsel vor einem glatten, ruhigen Ozean und einer traumhaften Küste.

Küste
Großartige Sicht am letzten Tag

Alle Strapazan sind mit einem Mal vergessen. Wir machen uns auf Richtung Zielpunkt Marahau. Dort angekommen verdrücken wir im „Big Tui“, einem mobilen Outdoorimbiss, den leckersten Burger unseres Lebens!

5 Gedanken zu „Haferschleim und Wurst prägen unseren ‚Great Walk‘“

  1. Hi ihr zwei, erlebt ja tolle Sachen. Wenn man nicht so viele Sachen im Rucksack hat braucht man auch nicht so schwer tragen!
    Eure Beiträge verfolgen wir immer mit Spannung, sind dabei auch immer ein bisschen neidisch. Wie schön doch die Welt ist.
    Habe eure Route über Google Maps verfolgt.
    Liebe Grüße von Issi Jofes.
    Bis zum nächsten Beitrag, wir freuen uns schon darauf.

  2. Hallo ihr beiden,

    bin froh, dass ihr die Tour auch ohne den extra Proviant überlebt habt und Euer Optimismus vom zweiten Tag berechtigt war…

    Werde heute Cape Reinga erreichen und habe vom 12.-16. Samoa gebucht, allerdings das Pasefika Inn nahe Apia. Vielleicht sehen wir uns dennoch. Würde mich freuen.

    Euch weiterhin eine gute Reise,

    Felix

  3. Eine Reise macht sich doch dann bezahlt, wenn es primär nicht darum geht, ob Big Tui wirklich schmeckt!
    Tolle Bilder, bekomme großes Fernweh! Passt auf euch auf!
    LG aus der Heimat

  4. „Die Tüte mit unserem gesamten eingeplanten warmen Abendessen befindet sich noch im Hostel. Vergessen!“

    Das erinnert mich irgendwie an den letzten Urlaub im Engadin! 😉

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