Fettes Naturschauspiel in dünner Höhenluft

Schon vor Beginn unserer Reise war klar, dass wir diese Jeeptour durch die Höhen von Bolivien zu einem der beeindruckendsten Salzseen der Erde machen wollten. Und wir hatten Glück, noch eine Woche vorher war diese Tour aufgrund von ungewöhnlich starkem Regen nicht möglich.

Maus, Lena Vulkan
Maus, Lena und der Vulkan Licancabur

Tag 1

Morgens um 7:00Uhr stehen wir mit unseren gepackten Rucksäcken bereit. Ein Minibus sammelt uns und weitere Backpacker ein. Alle haben wir das gleiche Ziel: vom chilenischen San Pedro in der Atacamawüste zum Salar de Uyuni in Bolivien zu fahren.

Nach einem Zwischenstopp für den Ausreisestempel bringt uns der Minibus zur bolivianischen Grenze auf knapp 4000m, wo wir in einem kleinen Steinhäuschen unseren Stempel bekommen. Während wir nach und nach mit unserem Stempel zum Bus zurückkehren, wird von unseren Fahrern ein leckeres Frühstück aufgebaut. Nach Matetee und Avocadobrot stellt sich bei vielen die Frage: wo sind die Toiletten? Aber als kleine Einstellung auf die kommenden Tage gibt es hier schon keine mehr. Das „Incaklo“ steht bereit, wie uns unser Guide und Fahrer Jonny grinsend erklärt.

Stempelschlange
Wieder mal Schlange stehen für den Stempel

Wir werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Da wir sechs Deutsche und sechs Israelis sind, teilen die Guides uns in ein Team Deutschland und ein Team Israel auf. Danach werden unsere Rucksäcke auf dem Dach der zwei Jeeps festgebunden und los gehts. Der erste Stopp ist ein riesiger See mit dahinterliegendem Vulkan. Schon dieser erste Landschaft lässt uns alle stauen und verspricht mehr für die nächsten drei Tage.

Doppelvulkan
Doppelvulkan

Die Fahrt im Jeep geht über hubbelige Pisten und ist recht rasant. Jonny macht aber den Eindruck sein Auto im Griff zu haben. Wir machen mehrere Stopps, unter anderem in der Nähe der Dali-Wüste, tatsächlich hat diese Landschaft etwas surreales.

Sprung
Team Deutschland beim Sprung

Vor dem Mittagessen halten wir an einer heißen Quelle, die vor einem See liegen und in die wir für wenige Bolivians springen dürfen. Wir bekommen allerdings den Tipp nicht länger als 15 Minuten in dem heißen Wasser zu bleiben, da unser Kreislauf aufgrund der Höhe sowieso schon mehr zu tun hat als normalerweise. Das Wasser ist herrlich und die Aussicht während des warmen Bades grandios. Für das Mittagessen müssen wir wenige Meter den Berg hochlaufen, aber das reicht auf dieser Höhe schon, um einen ordentlich aus der Puste zu bringen. Wir werden allerdings mit einem wirklich leckeren Mittagessen und einem schön gedeckten Tisch überrascht. Das hatten wir nicht erwartet.

Danach geht es weiter zu den Geysiren der Morgensonne, wie sie so schön heißen. Sie sind aber auch im Mittagslicht schön anzusehen. Wir bekommen noch den Tipp nicht zu nah heran zu gehen, da das Wasser kocht. Nach diesem Rat hält uns aber keiner mehr auf zwischen den brodelnden Löchern hindurchzulaufen – in Neuseeland, wo wir die letzten heißen Quellen gesehen haben, undenkbar.

Geysirs
Dampf- und Wolkenmischung

Der letzte Stopp ist an der Laguna Colorada, die sich tatsächlich etwas rötlich zeigt. Hier stehen zahlreiche Flamingos im Wasser. Sie achten aber darauf, dass man ihnen nicht zu nahe kommt und sind nicht, wie am Salzsee in der Atacamawüste, an Menschen gewöhnt. Wir laufen ein Stück an der Lagune entlang, während in der Entfernung ein Gewitter aufzieht und für dramatisches Licht sorgt.

Gras vor Gewitterhimmel
Gras vor Gewitterhimmel

In dem kleinen Örtchen Villa Mar übernachten wir auf ca 3900m. Die Unterkunft ist einfach, aber für eine Nacht in Ordnung. Warme Duschen gibt es entgegen der Ankündigung nicht, also wird eben kalt gedusccht. Am ersten Abend kämpfen einige von uns mit Kopfschmerzen. Das viele Trinken hat nicht ganz gereicht, um mit der ungewohnten Höhe klarzukommen. Nach dem Abendessen verabschiede ich mich schnell, während Team Israel und Jochen noch Filme raten spielen.

Villa Mar
Mitten im Nichts: Villa Mar

Tag 2

Der erste Stopp am nächsten Morgen sind Felsformationen, an denen Incas Felsmalereien hinterlassen haben. Jonny fragt uns, was wir in den Felsmalereien sehen. Wir denken an Marsmenschen und IT. Viel Erklärung erhalten wir leider später nicht, aber es handelt sich wohl um eine Art Wachen. Die Malereien sind wegen des überhängendem Felsen vor Regen und Witterung geschützt gewesen.

Jochen oben
Jochen oben

An diesem Tag halten wir immer wieder an Felsformationen aus Sandstein, die sich wunderbar beklettern lassen. Hier könnten wir uns stundenlang aufhalten, aber immer wieder heißt es „Vamos“und Jonny wird nervös, wenn einige sich zu weit in die Felslandschaften hineintrauen. Ein paar Mal begegnet uns das Viscacha. Ein Tier, das aussieht wie eine Mischung aus Hase und Chinchilla mit Fuchsschwanz und extralangen Barthaaren. Wenn man Glück hat, sieht man es in den Ritzen der Felsen beim Sonnen.

Vichaca
Vichaca in Felsspalte

Aber neben diesen rauen, trockenen Landschaften gibt es auch erstaunlich grüne Flecken, die wegen ihres dichten Grases ein wenig an Kunstrasen erinnern. Die Lamas und Alpakas lieben natürlich diese Stellen. Und wir freuen uns diese schönen Tiere aus der Nähe beobachten zu können.

Lamadobble
aufmerksames Lamadobble

Ein besonderes Highlight des Tages ist ein Canjon, an dessen Rand man sich ganz klein vorkommt. Auch wenn ich schwindelfrei bin, hier geht es wirklich steil hinab und ich kann verstehen, dass nicht jeder aus unserer Gruppe Lust hat, sich ganz an den Rand zu wagen.

Lena und Canjon
Canjon zu meinen Füßen

Der letzte Stopp für diesen Tag ist der Zugfriedhof in Uyuni, einer Stadt am Rande des Salar de Uyuni. Einige ausrangierte Züge stehen hier, neben den Gleisen und rosten vor sich hin. Dass dieser Friedhof das Highlight der Stadt Uyuni ist, sagt schon alles. Und so verbringen wir den Abend in Uyuni mit Schlangestehen für eine der zwei Duschen (für ca 60 Übernachtungsgäste) und verschwinden schnell in unseren Betten, da es am nächsten Morgen um 5Uhr zum Sonnenaufgang auf dem Salzsee gehen soll.

Blick durchs Zugfenster
Blick durchs Zugfenster

Tag 3

Verschlafen, aber gespannt auf den Sonnenaufgang, stehen wir am nächsten morgen pünktlich bereit. Beim Rausfahren zum Salar de Uyuni befahren wir die mit Abstand schlechteste Straße bis jetzt. Und das, obwohl dieser Weg von jedem Besucher Uyunis genutzt wird, da der Salzsee die größte Attraktion ist.

Wir haben Glück, denn die Wolken reißen auf und bieten einen unvergleichlichen Anblick. Alle sind sprachlos – nein, nicht alle, Team Israel beginnt sofort schnatternd Fotos zu machen, so dass wir ein Stückchen in den See hineinlaufen, um diesen sagenhaften Anblick in Stille genießen zu können.

Nach dem Sonnenaufgang, hat uns dann aber auch das Fotofieber gepackt. Denn in der Regenzeit ist eine Wasserschicht auf dem Salz, die ihn wie einen riesigen Spiegel wirken lässt.

auf dem Dach
Team Israel und Team Deutschland auf dem Dach der Jeeps

Insgesamt würde ich jedem, der die Chance dazu bekommt diese Tour empfehlen, denn auch wenn wir nach den drei Tagen platt sind und uns auf mehr Bewegung und weniger Sitzen auf unebenen Pisten freuen, diese Bilder und unsere lustiges „Team Deutschland“ werde ich nicht mehr vergessen.

Ein Gedanke zu „Fettes Naturschauspiel in dünner Höhenluft“

  1. Viele liebe Grüße von Jofes und Issi.
    Was für tolle Erlebnisse und Bilder.
    Ich möchte das auch sehen.
    Wir wünschen euch weiterhin alles gute.
    Bis bald.

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