Nach einer 24-stündigen Busfahrt sind wir mehr oder weniger urlaubsreif in der chilenischen Wüstenstadt San Pedro de Atacama angekommen. Von hier aus haben wir uns die nächsten Tage für die enormen Höhen in den Anden akklimatisiert und die ein oder andere Tagestour gestartet.
Unsere Unterkunft haben wir nicht in der sehr touristischen Kleinstadt gewählt sondern ca. zwei Kilometer außerhalb, am Rande der Flussoase Quitor de Altos auf einem Campingplatz mit großen Zelten, Jurten und Appartments. Der Platz ist, auch wenn er am Rande der staubigen Steinwüste liegt, nett eingerichtet, sauber und gepflegt. Also ganz den Wünschen des durchschnittseuropäischen Weltenbummlers angepasst. Wir fühlen uns gut aufgehoben und erholen uns den nächsten Tag von unserem Knochentrip, checken die Lage in San Pedro und überlegen, was wir die kommenden zwei Tage machen wollen.
Mein Traum, einen 6.000er zu besteigen, verfliegt schnell. Zuviel Niederschlag hat es untypischerweise in den letzten zwei Wochen gegeben. Ab einer Höhe von 4.700 Metern liegt Schnee, und das nicht zu knapp. Auch den 5.600 Meter hohen aktiven Vulkan Lascar, den eine Agentur als Tour für Samstag anbietet, muss ich mir nach längerem hin und her verkneifen. Da die Agentur keine Ausrüstung wie Alpinschuhe, Grödeln und Pickel bereitstellt, ist mir das Risiko zu groß. Ich gebe auf. Das Wetter an diesem Samstag wäre jedoch phänomenal gewesen. Schade!
Dafür buchen wir eine Eintagestour zu den roten Steinen, den ‚Piedras Rojas’ an einer Salzlagune sowie unsere avisierte dreitägige Salar-de-Uyuni-Tour nach Bolivien. Am Freitag werden wir um 7.30 Uhr per Kleinbus abgeholt. Nachdem alle Teilnehmer eingesammelt sind, werden wir von unserem kompetenten Tourguide Mario begrüßt. Er erzählt viel in spanisch und englisch zu Klima, Vegetation, Fauna, Geschichte und Menschen in der Atacama-Region. Es ist sehr spannend und aufschlussreich.
Am südlichen Wendekreis halten wir erstmal und es gibt ein Picknickfrühstück. Wir fühlen uns an Australien zurück erinnert. Auch dort haben wir mit unserem Camper bereits zweimal den Wendekreis des Steinbocks überquert. Es geht weiter, immer höher. Wir erreichen einen kleinen Ort mitten in der Einöde der Wüste. Ein Bach kommend aus den Höhen der verschneiten Vulkane verdankt er seine Existenz. Bereits die Inkas haben dort das Wasser genutzt, kanalisiert und Terassen für den Ackerbau angelegt. Auch heute nutzen dort die Einheimischen, das Wasser und bauen auf dem fruchtbaren Ackerboden in ca. 3.400 Meter Höhe Mais, Kartoffeln, Quinoa, Karotten, Zwiebeln und andere Gemüsesorten an.
Nach der kurzen Besichtigung der Kirche des Ortes fahren wir weiter. Die Straße windet sich immer weiter nach oben. Die Vegetation nimmt aufgrund der Feuchtigkeit zu. Gräser, Kakteen, kleine Sträucher verändern die Landschaft, die weiterhin von den alles überragenden Vulkanen dominiert wird.
Gegen Mittag kommen wir an der Salzlagune mit den roten Steinen an. Der Kontrast ist wirklich beeindruckend. Die dünne Luft hier auf 4200 Metern über normal Null ebenfalls. Nach jeden zehn Schritten ist Japsen angesagt. Nach der Besichtigung einer weiteren nicht ganz so spektakulären Lagune geht es zum Mittagessen in das Dorf zurück. Danach fahren wir wieder herunter in die Atacama-Salzebene. Diese ist die größte Salzlagerstätte der Welt. Fast das gesamte Lithium, das für Mobiltelefone und andere Litiumbatterien verbaut wird, kommt von hier. Deshalb wurden große Lagunen trockengelegt, um die wachsende Nachfrage in der Welt zu befriedigen. Einmal mehr war es die Fauna, die darunter zu leiden hatte.
Sozusagen als Kompensation hat der Staat im Salzsee einen kleinen Teil als Naturschutzgebiet angelegt. Die Lagune mit ihren Flamingos, die man aus nächster Nähe beobachten kann, ist beeindruckend. Ebenso sind perfekt angepasste Eidechsen zu sehen. Am Ende des Tages machen wir noch einen kleinen Stopp in einem Dorf. Neben einer weiteren Kirche ist die Hauptattraktion ein ausgewachsenes Lama, das wie selbstverständlich in Haus und Souvenierladen seines Eigentümers herumspaziert.
Wir beenden den tollen Tag bei einem Bier auf dem Dorfplatz von San Pedro. Den Samstag nutzen wir zur Vorberitung auf unsere Tour nach Uyuni und chillen in der Hängematte auf unserem Campingplatz.