Die Insel Chiloé liegt am nördlichen Rand der patagonischen Fjorde und ist mit 180km Länge und ca 50km Breite die drittgrößte Insel der Welt. Eigentlich hatten wir uns gegen einen Besuch der Insel entschieden, aber da das schlechte Wetter auf dem Festland einfach nicht abziehen will, hoffen wir, dass auf Chiloé der Pazifikwind den Regen vertreiben wird.
Wir fahren ein Stück an der Ostküste der Insel entlang und ich habe das Gefühl, dass hier alles ein bisschen anders aussieht. Die Holzhäuser sind häufig farbig gestrichen. Zwischen den Häusern ist viel Platz und ausnahmslos jedes scheint eine Garten zu haben, wo Gemüse angebaut wird. Chiloé ist berühmt für seinen gigantischen Knoblauch, eine Zehe wird etwa so groß wie ein uns bekannter Knoblauchknolle und eine Vielfalt an unterschiedliche Kartoffeln, in den verschiedensten Farben. Die Wiesen stehen teilweise unter Wasser und der vom Vieh zertrampelte Boden ist zerfurcht und aufgeworfen, so viel Regen gibt es hier. Etwa vier Mal so viel wie bei uns. Kein Wunder, dass alles so grün ist.
Auf der Fähre nach Puerto Montt haben wir einen Tipp für den besten Ort zum Austern essen bekommen. Da der Regen nur die Dichte ändert, beschließen wir zu dem empfohlenen Restaurant zu fahren. Es wurde uns wirklich nicht zu viel versprochen, die Muscheln sind köstlich und wir bekommen von einem älteren Herrn erstaunlicherweise auf Deutsch ein Erklärung wie das Austernfleisch am besten aus der Schale zu lösen ist.
Unsere erste Unterkunft liegt direkt am südlichen Eingang des Nationalparks Chiloé. Das Hostel dort ist ein kleines Paradies. Ein Holzhaus, typisch auf Stelzen (hier Palafito genannt), am Fluss gebaut, kurz bevor er in den Pazifik fließt. Umgeben ist das Haus von einem Steg, der noch weiter am Fluss entlang läuft und jede Menge Platz zum Entspannen bietet. Innen ist das Haus komplett mit Holzmöbeln eingerichtet und Treibholzkunstwerke runden das Bild ab. Vom Wohnzimmer aus hat man einen Blick aufs Wasser. Ab und zu flattert ein Kolibripärchen vorbei, das immer wieder die Fuchsie vor der Terrasse ansteuert. Hier kann man es aushalten und wir verlängern unseren Aufenthalt direkt.
Am nächsten Tag lässt sich die Sonne endlich wieder blicken und wir machen eine Wanderung am breiten, schwarzen Pazifikstrand entlang zu einem kleinen Fischerdorf, das man nicht über eine Straße erreichen kann. Auf dem Weg sehen wir ein nistendes Ibispärchen, das unsere Anwesenheit lauthals beklagt, so dass wir uns schnell wieder zurückziehen. Ungefähr acht Geier erfreuen sich gerade an einem verendeten Schaf und Kühe gibt es am Strand auch einige. Anscheinend schmecken ihnen die angeschwemmten Algen wunderbar und es sieht ein bisschen so aus als würden sie Spagetti schlürfen.
Auf dem Rückweg wundern wir uns über das durchdringende Rufen zweier Standläufer, die normalerweise das Weite suchen. Nach einer Weile entdecken wir den Grund dafür. Sie, versuchen von ihren Jungen abzulenken, die auf Sand und zwischen zerbrochenen Muscheln perfekt getarnt sind.
In Castro, der Hauptstadt der Insel schlendern wir am nächsten Tag über den Markt und essen in einer der Cusinas (kleine Küchen, in denen sehr wenige Gerichte gekocht werden) Linsensuppe mit Koriander, was in Südamerika fast in jedem Essen drin ist. Eigentlich mag ich keinen Koriander, aber das muss ich mir hier schnellstens abgewöhnen.
In der Stadt gibt es ein Museum für moderne Kunst und wir sind sehr positiv überrascht, was wir hier finden. Beim Gebäude ist die ursprüngliche Holzbauweise erhalten geblieben. In das Dach und auch die Wände wurden aber Fenster eingesetzt, die nun lichtdurchflutete Räume schaffen. Das Grundstück um das Gebäude wird für Skulpturen genutzt.
Das letzte Highlight auf der Insel ist der Besuch der Pinguinkolonie westlich der Stadt Ancud. Das besondere an diesem Ort ist, dass hier Humboldt und Magelanpinguine zusammen brüten. Durch dichten Nebel treten wir die Fahrt zum Ausgangspunkt für unsere Pinguintour an und befürchten schon nichts sehen zu können. Kurz vor dem Ziel endet die Straße in einem Fluss, den man mit dem Auto durchqueren muss, um dann am Strand zu parken. Dort finden sich zahlreiche Anbieter für die Tour, die immer gleich abläuft. Man bekommt ein riesiges Regencape übergeworfen, darüber eine Schwimmweste und dann gehts auf eine Art großen Bollerwagen, mit dem man trockenen Fußes zum Schlauchboot gebracht wird. Im einheitlichen Dress kommen wir uns selbst vor wie eine Gruppe Pinguine.
Das Boot fährt an die kleinen vorgelagerten Inseln heran, auf denen die Pinguine brüten. Unter anderem nutzen die Inseln aber auch zahlreiche Kormoranarten und unsere alte Bekannte, die Nichtfliegende Dampfschiffente. Die Pinguinküken sind inzwischen schon so groß wie ihre Eltern, man erkennt sie aber gut an ihrem noch plüschigen Gefieder, das sie gerade abwerfen. Bald ist die Zeit der Pinguine auf den Inseln vorbei und wir sind froh, dass wir sie noch besuchen durften.
Die Insel scheint auch im Regen ein kleines Paradies zu sein – wenn schon die Kühe am Strand Algenspaghetti schlürfen, köstliche Austern gereicht werden und selbst der Koriander erträglich wird. Da habt Ihr Euch mal wieder ein tolles Ziel ausgesucht. Wir wären gerne dabei.
… nicht zu vergessen: Treibholzkunst!
Hallo!
Dieser Ort sieht einfach phänomenal aus!
Ich schlürfe gerade auch meine Spaghetti, leider, ohne Algen.
Das erfreut mein Gemüt aber um einiges, dass ihr die Pinguine noch zu Gesicht bekommen habt. 🙂
Damit das Wetter bleibt wie gewünscht, immer den Teller leerputzen!
Liebe Grüße auch von der Janina