Schlummernde Giganten und klares Nass

In Puerto Montt angekommen empfängt uns nach den Wochen im kühlen Süden die Sonne. Die Stadt selbst kommt mir nach der Zeit in eher kleinen Städtchen laut und hektisch vor. Wir besuchen einen kleinen Fischmarkt und probieren dort unser erstes chilenisches Ceviche (roher Fisch oder Muscheln, die in Zitronensaft mariniert werden). Das Obst und Gemüse, das es hier auch zu kaufen gibt, hat andere Dimensionen, als wir es kennen, besonders der Knoblauch, bei dem eine Zehe so groß ist, wie bei uns ein ganzer Knoblauch.

Fischmarkt
Fisch und Meerestiere in Hülle und Fülle

Markt
Markttreiben in Purto Montt

Nach einem kurzen Abstecher nach Valdivia, einer Studentenstadt zwischen zwei Flüssen gelegen, die in den Pazifik münden, geht es in die Vulkanregion Chiles. Im Naturreservat Huilo Huilo erhoffen wir uns schöne Wanderungen, etwas Abseits der vielen Chilenen, die gerade Ferien haben. Aber einen Ort zu finden, an dem gerade nicht viel los ist, ist eine Herausforderung. Man bekommt den Eindruck ganz Chile ist gerade unterwegs, Trampen ist dabei Nationalsport.

Seelöwen
Begrüßung durch Seelöwen in Valdivia

Der Campingplatz, auf dem wir unser Zelt aufschlagen, ist trotz der Ferienmassen recht ruhig und die Zeltplätze mit Feuerstelle, liegen direkt im Reservat, so dass man die Wasserfälle des Flusses schnell erreichen und auch in dem herrlich klaren Wasser schwimmen gehen kann. Längere Wanderungen allerdings – Fehlanzeige, außer man möchte mit geführten Touren laufen. Wir vergnügen uns damit Papageien und Echsen zu beobachten, die es hier zahlreich gibt und genießen das Schwimmen im Fluss.

Echse
Echse beim Sonnenbad
Fluss Huilo Huilo
Abendstimmung in Huilo Huilo

Nach zwei Nächten fahren wir weiter und versuchen erneut unser Glück eine weniger touristische Ecke zu finden. Direkt an einem Fluss entdecken wir einen kleinen Campingplatz, wo wir für die nächsten Tage unser Zelt aufschlagen. Von dort aus schauen wir uns die Region an, fahren zu verschiedenen Seen, die es hier zahlreich gibt. Die Landschaft erinnert uns teilweise an den Schwarzwald oder auch an die Cevennen in Südfrankreich. Am Straßenrand zeigen bunte Fähnchen an, wo man Leckereien findet. Natürlich gibt es Empanadas, die im Gegensatz zu denen in Argentinien allerdings frittiert sind, das Obst und Gemüse aus den Gärten und Honig wird verkauft. An jeder Ecke werden Cabañas angeboten, kleine Selbstversorgerhütten, die man mieten kann. Uns fällt nach ein paar Tagen auf, dass wir schon länger keine andere Sprache mehr als Spanisch gehört haben, es ist also doch noch nicht so touristisch hier, sondern einfach eine sehr beliebte Ecke unter den Chilenen. Da der Wetterbericht für die nächsten Tage schlecht aussieht, tanken wir ordentlich Sonne und genießen das herrlich klare Wasser der Seen.

Seen und Vulkane
Seen und Vulkane prägen das Bild
Gummiflamingo
Flamingo nimmt ein Bad

Leider behält der Wetterdienst recht und pünktlich zur vorhergesagten Zeit, fängt es an zu regnen. Für die nächsten drei Tage ist keine Besserung abzusehen und so ziehen wir in ein kleines Hostel um und kehren zurück zu den chilenischen Fjorden. Wir werden von dem Ehepaar, dass das Hostel führt, sehr herzlich aufgenommen. Unser Spanisch reicht, um das wichtigste zu verstehen. Das chilenische Spanisch unterscheidet sich allerdings deutlich vom argentinischen. Wir müssen uns an die andere und vor allem wesentlich undeutlichere Aussprache gewöhnen. Oft werden Buchstaben verschluckt oder die Dinge heißen einfach anders als wir es gelernt haben. Wenn unser Gegenüber, so wie Sitio, der Besitzer, Geduld hat, dann kommen aber auch kleine Gespräche zustande. So lernen wir beim Frühstück etwas über die heimischen Vögel, die vor dem Fenster die ausgestreuten Brotkrumen aufpicken und bekommen Tipps fürs Wandern in der Umgebung. Die schönste Wanderung, können wir aufgrund des schlechten Wetters leider nicht machen. Aber weil es wirklich anhaltend schüttet und wir schon bei dem Versuch, das kleine Örtchen Cochamo anzuschauen klatschnass werden, ist uns auch nicht nach großen Unternehmungen. Allerdings kann man auch nicht viel mehr machen, als sich in ein Restaurant zu setzten oder ins Hostelzimmer. Auch wenn uns klar ist, dass wir bisher, vor allem für patagonische Verhältnisse, sehr viel Glück mit dem Wetter hatten, ist das Abwarten nicht unser Ding. Wir beschließen zurück nach Puerto Montt zu fahren und wollen auf der Insel Chiloé unser Wetterglück versuchen.

Fast Cevennen
Fast wie die Cevennen

Auf dem Weg geht es zum Vulkan Osorno, der sich zwischen den Wolken zwar mal kurz blicken lässt, aber wegen des starken Regens in den letzten Tagen, sind an allen Seiten des Vulkans Schlammlawinen runtergekommen und so können wir den angepeilten Wanderweg nicht betreten. Schon der Weg zum Ausgangspunkt Petrohue wird gerade erst freigebaggert, da eine der Lawinen die Straße verschüttet hat und der Wanderweg ist erst gar nicht zu erreichen ohne über selbige zu klettern.

Osornovulkan
Vulkan Osorno hinter Wolken und Schlammlawine

So entscheiden wir die Stadt Frutillar zu besuchen, die am Lago Llanquihue liegt. Dort haben sich nach dem ersten Weltkrieg deutsche Auswanderer niedergelassen, was man unter anderem daran merkt, dass überall „Kuchen“ zu kaufen gibt. Auch hören wir die Menschen, die telefonieren häufiger „Hallo“ sagen, das scheint aber nur beim Telefonieren gebräuchlich zu sein. Die Architektur in Frutillar erinnert stellenweise auch an Orte im Schwarzwald.

Kuchen
Kuchenfabrik in Frutillar

Etwas bleibt von diesen Tagen in besonderer Erinnerung. Die Chilenen sind einfach unglaublich freundlich und hilfsbereit. Auf den Campingplätzen wurde uns sofort ausgeholfen, falls jemand bemerkte, dass wir bei etwas Hilfe brauchten oder auch einfach mal spontan Feuerholz vorbeigebracht. Die Verständigung klappt, auch wenn ich mir wünschen würde schon flüssiger reden zu können.

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