Wenn man von Bolivien kommend nach Arequipa reist, hat man wohl oder übel einen Aufenthalt in Puno, einer unspektakulären Stadt am Titicacasee. Da wir unser Gepäck nirgendwo abgeben konnten, mussten wir im Terminal auf unsere Weiterfahrt warten. In den zwei Stunden Wartezeit kommt man nicht drum herum mitzubekommen, welche Busgesellschaft als nächstes wohin fährt. Lautstark und in regelmäßigen Abständen wird bekundet wohin es geht. Der Name unseres nächsten Ziels eignet sich besonders gut ihn hinauszubrüllen. Und so werde ich „Arequipa, Arequipa, Arequiiiipa“ wohl immer mit dem Verkaufsgesang der Busgesellschaften verbinden.
Die Stadt Arequipa hat uns sehr gut gefallen. Wir haben wegen Jochens Rücken, der leider nach dem vielen Rucksack tragen, in schlechten Betten schlafen und stundenlang in Bussen sitzen arg gelitten hat, eine ganze Woche dort verbracht, damit sich Jochen behandeln lassen konnte. Leider hält sich der Erfolg der Behandlung in Grenzen.
Besuch des Colegio Beethoven
Ich habe den Aufenthalt in Arequipa genutzt, um unter anderem unsere Partnerschule, das Colegio Beethoven, und den ehemaligen Schüler, der dort gerade Freiwilligendienst macht, zu besuchen. Dass Peru in den letzten Wochen leider von starken Regenfällen geplagt ist, hat sich auch in Arequipa bemerkbar gemacht. An dem Tag an dem ich die Schule besuche, ist kein einziger Schüler in der Schule, weil im ganzen Land „Regenfrei“ verkündet wurde. Da auf dem ganzen Schulhof eine Wasserschicht ist, die nicht von alleine abläuft, ist es sicher eine gute Entscheidung die Kinder zu Hause zu lassen. Die Kollegen nutzen den Tag, um die neuen Lehrpläne zu besprechen. Der Direktor nimmt sich höchstpersönlich die Zeit, um mir die Schule zu zeigen. Besonders auf den Musikraum ist er stolz. Der Musiklehrer und auch die Instrumente werden durch den unermüdlichen Einsatz der Peru-AG und vor allem der betreuenden Kollegin meiner Schule finanziert.
Stadttour mit Carlos
Gebaut aus weißem Vulkanstein ist die Kolonialstadt Arequipa ein echtes Juwel und es gibt keinen Grund, dass sie hinter ihrer „großen Schwester“ Cusco zurücksteht. Wir haben in den ersten Tagen in Arequipa eine Stadtführung mit dem lustigen Carlos gemacht, der wirklich ein beeindruckendes Wissen über seine Stadt hat und uns jede, aber auch wirklich jede Frage beantworten konnte.
Unter anderem haben wir nun endlich die genauen Unterschiede zwischen Lama, Alpaca, Vecuña und Guanaca gelernt. (Vecuña und Guanaca sind die ursprünglichen Arten und dass Lama und Alpaca die daraus gezüchteten.) Auch woher die ganze „Babyalpakawolle“ kommen kann, die inzwischen nicht mehr nur für Handschuhe und Mützen, sondern auch für ganze Pullover und Pochos verwendet wird, wird uns nun endlich erklärt. Man nennt die Wolle solange Babywolle, bis das Alpaca das erste mal geschoren wird, was meistens erst nach vier Jahren passiert.
Carlos führt uns in Ecken von Arequipa, außerhalb des Tourizentrums, die wir alleine nicht gefunden hätten. Arequipa war früher ein reiner Durchlaufort, an dem die Menschen aus den Anden oder von der Küste, die Waren von A nach B gebracht haben, Halt gemacht haben. Erst die Spanier haben angefangen eine Stadt zu errichten, die sich zunächst in drei Straßen, um einen kleinen Platz herum angesiedelt hat, der nicht im heutigen Zentrum der Stadt liegt.
Vorbei geht unsere Tour auch an vielen Picanterias, in denen man das leckere und deftige Essen Perus von 12-17Uhr probieren kann. Diese für uns recht merkwürdigen Öffnungszeiten stammen noch aus Zeiten als die Arbeiter von den Feldern kamen und hungrig in den Picanterias aßen. Heute treffen sich hier Menschen aller Berufe, um die Köstlichkeiten, die wir von Carlos sogar auch erklärt bekommen, zu essen. Auf Grund seiner Empfehlung haben wir zwei der besten ausprobiert. Das Meerschweinchen hat uns vom Nachbarteller angegrinst, aber eingelegten Schweinefuß, habe ich dann doch probiert. Die Wahl hatte ich noch zwischen Hoden und Schweinenase, da fand ich den Fuß keine schlechte Wahl. Meine Leibspeise wird es allerdings nicht. Aber Alpaca und Cervice kann ich nur wärmstens empfehlen. Einfach köstlich!
Juanita ließ sich vertretene
Besonderes Highlight in Arequipa waren auch noch der Besuch des Museums Santuarios Andinos, in dem normalerweise die Berühmtheit Juanita zu sehen ist, die allerdings bei meinem Besuch an ein anderes Museum ausgeliehen war und durch einen Kollegen ersetzt wurde. Das Museum erklärt den Opferkult, bei dem die Inka, um die Götter milde zu stimmen, Kinder auf den Gipfeln der Vulkane geopfert haben. Opfergaben, aber auch die gefundene und auf den eisigen Höhen der Vulkane gut konservierte Mumie, ist Teil der Ausstellung. In dämmrigen Licht kann man sie in einer gläsernen Gefriertruhe bestaunen. Ganz schön unheimlich, auch weil sich während meines Besuchs außer der Mumie kein anderer Mensch in der Ausstellung aufgehalten hat.
Santa Catalina
Auch das Kolster Catalina, das eher eine eigene Stadt im Zentrum Arequipas ist, ist den Besuch wert. Die Straßen des Klosters tragen Namen spanischer Städte und die Wände sind in leuchtenden Blau- und Rottönen gestrichen. Ein kleiner Teil des Klosters beherbergt auch heute noch Nonnen, der restliche Teil kann besichtigt werden und lässt einen das Gefühl haben durch die Geschichte des 16.-19. Jahrhunderts zu laufen. Jede der Nonnen hatte ihre eigenen Zimmer und eine kleine Küche. Da hier Töchter aus wohlhabenden Familien untergebracht waren, ging es alles andere als spartanisch zu. Feines Porzellan und handwerklich herausfordernde Möbelstücke gehörten innerhalb des Klostermauern selbstverständlicher zur Ausstattung als Außerhalb. Zudem halfen den zeitweise 150 Nonnen ca. 300 Bedienstete den Alltag zu meistern.
Der Colca-Canjon liegt ca 100Kilometer nördlich von Arequipa und lässt sich, wenn man um 3Uhr aufsteht, auch in einer Tagestour besuchen. Das habe ich gemacht und bin durch eine sagenhafte Aussicht belohnt worden. 3269 Meter tief geht es hinunter. Die oberen Hänge des Canjons sind durch Terrassen strukturiert und werden bis heute für die Landwirtschaft genutzt.
Bei dem Ceviche läuft mir das Wasser im Mund zusammen.
Wir wünschen dem Jochen gute Besserung.
Lena man sollte mal dass ein oder andere essen probieren.
Viele liebe Grüße von Issi und Jofes.
Hi ihr zwei, es ist grandios, was ihr alles erlebt – und ihr schreibt echt so schön und spannend und mit tollen Bildern gespickt, dass es eine Freude ist, euren Blog zu lesen 🙂 wir werden hier gerade zu Osterferienbeginn mit erstaunlich warmen Temperaturen verwöhnt, was nach den arbeitsintensiven letzten Wochen richtig gut tut. Ich wünsche Jochen eine gute und baldige Besserung – eure Banane wächst übrigens prächtig. Lieben Gruß, Charlie & Ralf