In fünf Tagen um vier Inseln

Auf die Galapagosinseln habe ich mich eigentlich schon die ganze Reise über gefreut. Ich habe mir ein kleines Paradies mitten im Pazifik vorgestellt, wo einem unbekannte Tiere über den Weg laufen, das Meer türkisblau ist und immer die Sonne scheint.

Iguana Land
Kleine Landdrachen ganz nah

Vom Flughafen auf der Insel Baltra, auf der sich auch nichts weiter als der Flughafen befindet, geht es direkt aufs Schiff, das für die nächsten fünf Tage unsere Bleibe sein wird. Wir haben ein kleines Schiff für unsere Reise um die Inseln gewählt, so dass außer uns nur noch eine vierköpfige italienische Familie, zwei Schotten, die in Quito leben, und eine weitere Deutsche an Bord sind. Die Besatzung besteht aus weiteren fünf Personen, plus unserem Guide Jorge.

Danubia Azul
Unsere Bleibe für die nächsten fünf Tage: die Danubio Azul

Nachdem alle ihre Kabinen bezogen haben, geht es los zur ersten Tour mit dem Schlauchboot. Wir machen Bekanntschaft mit den ersten Blaufußtölpel, Pelikanen und Fregatvögel. Jorge erzählt von den wählerischen Weibchen, der Blaufußtölpel, die gerne hofiert werden. Die Männchen müssen gute Tänzer sein, um bei den Weibchen zu landen. Beim Tanz zeigen sie immer wieder ihre blauen Füße, je blauer, desto größer die Chancen bei den Weibchen. Denn, so Jorge, blaue Füße sind sexy. Je mehr Nahrung den Vögeln zur Verfügung steht, desto blauer sind die Füße. Unter Wasser ist es genau so spannend, denn zwischen den Mangroven schwimmen Schildkröten und kleine Weißspitzen-Riffhaie, die wir vom Boot aus beobachten können.

Blaufüßtölpel
Blaufußtölpel beim Ausschau halten nach einem passenden Weibchen
Pelikan
Pelikan kurz nach Landung

Nach dem Abendessen auf dem Schiff fahren wir los zur nächsten Insel. Meistens fahren wir über Nacht, so dass wir schlafen, wenn es am meisten schaukelt und das ist auch gut so, denn auf dem kleinen Boot schaukelt es gewaltig. Am nächsten Morgen gehen wir am South Plaza, auf der Insel Santa Cruz, an Land. Wir machen Bekanntschaft mit den ersten Landiguanas, die wirklich aussehen wie geschrumpfte Drachen und uns gelassen zur Kenntnis nehmen, als wir sie bestaunen. Auf jeder der Inseln haben sich die Iguanas etwas unterschiedlich entwickelt, die Exemplare am South Plaza ernähren sich von Kakteen und wirken im Gegensatz zu ihren Verwandten dünn und nicht ganz so freundlich, wahrscheinlich weil der Futterplatz auf dieses kargen Insel recht begrenzt ist. Dazu später mehr. Aber auch Gabelmöwen, Fregatvögel und Maskentölpel nutzen die Insel zum nisten und rasten.

Gabelmöwe
Gabelmöwe
Kakteenbaum
Kakteenbaum am South Plaza

Wir fahren weiter zur Insel Santa Fe, wo wir endlich auch ins Wasser dürfen. Auf den Galapagosinseln scheint alles sehr streng reglementiert zu sein: Wann welches Boot, wie lange wo Ankern darf, wer wann und wie lange an Land und auch ins Wasser darf. Viele der Regeln sind angesichts der steigenden Besucherzahlen verständlich und es ist wichtig dieses wunderschöne Fleckchen Erde zu schützen. An mancher Stelle wundern wir uns aber über die Handhabung und den Umgang mit den Touristen.

Im Norden der Inseln ist das Wasser angenehm warm, so dass man stundenlang im Wasser bleiben könnte, um die tolle Unterwasserwelt zu beobachten. Uns begegnen jede Menge Kugelfische, Papageienfische, Doktorfische und Seenadeln. Ein paar Schildkröten machen in der Bucht ein Nickerchen und lassen sich auch von uns nicht dabei stören. Kleine Rochen haben sich ebenfalls angesiedelt, flüchten aber schnell vor uns.

Am Strand liegt eine Seelöwenkolonie und als wir mit dem Schlauchboot zum Landgang steuern wird mir klar, dass wir mitten zwischen den Seelöwen aussteigen werden. Jorge hat dabei allerdings das Alpha-Männchen fest im Blick. Alle anderen Seelöwen machen gemächlich Platz. Wir setzten uns an den Strand und schauen den mit Sand gepuderten Tieren beim Trocknen zu. Einige Seelöwenbabys, die noch gestillt werden, sind auch dabei. Nach und nach rückt uns die Mannschaft ein bisschen auf die Pelle. Es ist Flut und die Seelöwen liegen ja zum Trocknen am Strand und rücken deshalb immer weiter noch oben, um nicht wieder nass zu werden. Dass sie dabei irgendwann fast auf unseren Füßen liegen stört sie gar nicht.

Seelöwen am South Plaza
Seelöwenkolonie am South Plaza
Selfie mit Seelöwen
Selfie mit Seelöwen

Nachdem wir uns losreißen können, machen wir einen kleinen Spaziergang durch die f Landschaft. An dieser Stelle leben die fetten Verwandten der Iguanas vom South Plaza, die ein reichliches Angebot an Blüten und Kakteenfrüchten auf der Insel finden. Sie unterscheiden sich außerdem durch die hochgezogenen Mundwinkel und wirken so gut gelaunt. Wieder zurück am Strand genießen wir nochmal den faulen Seelöwen so nah zu sein, bevor es zurück aufs Schiff geht.

Landiguana
Der „fröhliche“ Verwandte

Über Nacht sind wir zur Insel San Cristobal gefahren, wo wir am Hafen an Land gehen, um die Aufzuchtstation der Landschildkröten zu besuchen. Die langsamen Landschildkröten werden inzwischen auf den Inseln bei der Aufzucht von Nachkommen unterstützt, damit es ihnen nicht eines Tages geht wie „lonesome George“. Er war der letzte seiner Art und ist vor ein paar Jahren, und damit auch seine Art der Landschildkröte, gestorben bzw. ausgestorben.

Landschildkröte
Gemächliche Landschilkröte beim zweiten Frühstück
Landschildkröte - Kopf
Mit ca 90 Jahren darf man alles etwas langsamer angehen

Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel begleitet das Schiff eine Gruppe Delfine, die Spaß daran haben die Bugwelle zum Surfen zu benutzen.

Delfine
Vergnügte Delfine unter uns

Beim „Hexenberg“ machen wir eine kleine Tour mit dem Schlauchboot und fahren durch ein Tor aus Felsen. Ich kann mir nicht vorstellen wie Darwin es geschafft hat, auf jeder der fünf Inseln, die er besuchte nur eine Wochen zu verbringen. Es gibt einfach so viel zu entdecken. Wir landen an einem schneeweißen Strand und Schnorcheln eine Weile in der Bucht. Bevor es zurück an Bord geht, bleibt noch Zeit für einen Strandspaziergang. Irgendwann fällt uns unter einem Busch etwas schwarzer auf, das sich als Seeiguana entpuppt. Die Echsen haben als neue Nahrungsquelle, neben den teilweise recht kargen Pflanzen der Inseln, Meeresalgen für sich entdeckt und tauchen im Meer nach ihnen. Da sie wechselwarm sind, müssen sie sich nach dem Tauchen im kalten Wasser wieder aufwärmen und kriechen an den Strand oder auf die schwarzen Lavafelsen.
Über Nacht sind wir zu der Insel Floreana gefahren und Ankern seit den früher Morgenstunden in der „Postoffice-Bay“. Nach dem Frühstück geht es an Land, wo wir zunächst einen Stopp am Briefkasten machen. Dem Holzfass mit Dach verdankt die Bucht ihren Namen. Hier war schon bei der ersten Besiedelung der Insel ein Lagerort für Post, die von demjenigen mitgenommen wurde, der sich in Richtung des Empfängers aufmachte. Heute wird dieser Briefkasten von den Touristen benutzt. Eine „eingeworfene“ Karte kann von einem anderen Reisenden mitgenommen werden, um dann persönlich überbracht zu werden. Wir durchkämmen also die Kartenberge, um eine Karte zu finden, die mit uns nach Deutschland reisen kann und werden fündig.

An Bord
An Bord der Danubio Anzul

Im Inneren der Insel besuchen wir einen Lavatunnel, der sich beim Abfließen der Lava ins Meer gebildet hat. Ohne Taschenlampe sieht man hier die Hand vor den Augen nicht. Nach einigen Metern kann man im Wasser weiterlaufen. Schön kühl hier unten, aber schwimmen im Meer ist mir dann doch lieber.

Unser absolutes Highlight folgt am Nachmittag. Wir Schnorcheln rund um und in der „Devils Crown“. Hier ist die Strömung recht stark, aber da sich Jorge gut auskennt und uns der Kapitän mit dem Schlauchboot begleitet, können wir die unglaubliche Unterwasserwelt genießen. Der längst erloschene Vulkankrater ragt aus dem Meer wie eine zerbrochene Krone. Rund um das Lavagestein hat sich ein Paradies für Fische und Haie gebildet. Wir sehen beim Schnorcheln die ersten größeren Weißspitzen-Riffhaie, die neugierigen Kugelfische in verschiedenen Farben und Größen und eine herrlich bunte Unterwasserwelt mit Seesternen, Muscheln und Korallen. An keiner Stelle auf den Galapogosinseln wird sich dieses Schnorchelerlebnis toppen lassen.

Chillen im Abendlicht
Chillen im Abendlicht

Am „Punta Cormoran“ gehen wir nochmal an Land und überraschen ein paar Flamingos, die sich nicht hinter der für Touristen gebauten Absperrung zum See, sondern davor aufhalten. Sie sind so mit Zanken beschäftigt, dass sie sich von uns nicht weiter stören lassen und wir sie aus zwei Meter Entfernung beobachten können.

Streitende Flamingos
Streitende Flamingos
Flamingos
Vom Wind verwehte Flamingos

An dem herrlich weißem Sandstrand der Insel legen jede Menge Schildkröten ihre Eier ab, deren Spuren wir im Sand finden können. Die Sonne geht langsam unter und die Fregattvögel bringen sich in Position, um kleine Schildkröten auf dem Weg ins Wasser zu entdecken.

Schildkrötenspuren
Schildkrötensuppen im Sand
Am Strand
Abendstimmung am Strand

Am letzten Morgen stehen wir mit Sonnenaufgang auf, um ein Lavafeld auf der Insel Santiago zu besuchen. Sobald die Sonne aufgegangen ist heitzt sich der Stein immer mehr auf und es wird schnell unerträglich warm. Eine surreale Landschaft, die aussieht wie ausgeschütteter Kuchenteig, der nur eben aus schwarzem Stein besteht.

Lava
Lava-Kuchenteig
Lena in Lavagestein
Abtauchen im Lavagestein

Wir Schnorcheln ein letztes Mal vor der Lavalandschaft und haben das Glück Pinguine beim Jagen beobachten zu dürfen, die wie kleine Torpedos durchs Wasser schießen. Neben Jochen taucht ein Blaufußtölpel ins Meer, der ihn danach genau so verdutzt betrachtet, wie Jochen auch. Ein schöner Abschluss für unsere Tour um die Inseln. In den nächsten Tagen erkunden wir noch zwei der Galapagosinseln vom Festland aus.

Morgenstimmung
Morgenstimmung beim Landgand auf Santiago

4 Gedanken zu „In fünf Tagen um vier Inseln“

  1. Wahnsinn was Ihr da erlebt habt. Ihr schickt uns ein wenig von eurem Paradies rüber. Danke für die tollen Bilder und Erklärungen.
    Liebe Grüße von Issi und Jofes.

  2. Wunderschön! Strahlendblautürkisbunt gegen Regengrau im gefühlten April.
    Ich habe wieder einmal den ersten Kommentar nichtig abgeschickt, daher die Kurzfassung ; )

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