Am Abend betreten wir die Evangelista, die für die nächsten Tage der Ort sein wird wo wir schlafen, essen und unsere komplette Zeit verbringen werden. Alle sind voller Vorfreude und Aufregung, als wir, dem Gepäck hinterher, die Treppen des Schiffs zu den Kabinen emporklettern.
Wir bekommen unsere Kabine zugewiesen, rechnen mit zwei Mitbewohnern, Enge und Dunkelheit und bekommen eine Kabine für uns allein, genug Platz, um unsere Rucksäcke zu verstauen und freie Sicht auf das Ufer im Abendlicht. Ein Fenster – was für ein Glück!
Das Leben auf unserem schwimmenden Zuhause für die nächsten Tage wird bestimmt von den Mahlzeiten, um 8 Uhr Frühstück, 12.30Uhr Mittagessen und 19.30Uhr Abendessen. Zwischen diesen Ereignissen haben wir Zeit und davon genügend. Es ist interessant zu beobachten wie nicht nur bei uns, sondern auch den meisten Schifffahrern das Begreifen diese Zeit zu haben verschiedene Phasen durchläuft.
Am Anfang hat wohl fast jeder das Gefühl, das ein Abenteuer beginnt, dass wir unglaublich viel vom Schiff aus sehen und erleben werden. Aber anders als an Land hat man hier nichts in der Hand. Weder kann man bestimmen wo es hingeht, noch kann man anhalten und sich etwas genauer anschauen.
Der erste Morgen ist freundlich. Von Puerto Natales aus geht es zunächst durch enge Kanäle, so dass wir die Vegetation an den Ufern erkennen können und einige Wasserfälle sehen können. Irgendwann rennt vor dem Schiff ein Entenpaar, es rennt und rennt und rennt und hebt einfach nicht ab, ist aber schneller als das Schiff: die Nicht-fliegende-Dampfschiffente – wie wir später erfahren und ja, sie heißt wirklich so. Die Ente soll das Highlight der Fauna für diesen Tag bleiben. Egal wie viel man auf dem Schiff auf und ab läuft, es zeigen sich einfach nicht mehr Meerestiere.
Was macht man mit all der Zeit? Sonst gibt es bei einer Reise einfach immer etwas zu entdecken oder etwas das getan werden muss, außer man sitzt gerade in einem Transportmittel, aber das ist nach spätestens einem Tag vorbei. Hier muss man sich noch nicht mal um das Essen kümmern. Einige Zeit kann man auf das Meer starren und auf Wale und Delphine hoffen, aber wenn diese über Stunden ausbleiben, was dann? Ich freue mich meinen Buch zu Ende zu lesen und habe auch genug Lesestoff für die nächsten Tage dabei. Gleichzeitig macht es aber auch Spaß zu beobachten.
Die Stimmung der zunächst zu Abenteuern aufgebrochenen Menschen auf dem Schiff wandelt sich von dem anfänglichen Enthusiasmus zum Begreifen, dass vielleicht gar nicht viel passieren wird, einer kurzen Phase der Enttäuschung und dann kehrt auf einmal eine Ruhe ein, die sich auf dem ganzen Schiff ausbreitet. Die Beschäftigung wechselt zwischen Spaziergängen auf dem Deck, Aussicht nach Walen halten, Lesen, Schreiben oder sich mit Mitreisenden unterhalten.
Unterbrochen wird diese Stimmung dann doch ab und zu von Besuchern, wie Minkwalen, Delphine oder Seehunde. Bis sie wieder verschwunden sind und sich wieder Ruhe ausbreitet, die alle, ob sie damit gerechnet haben oder nicht, irgendwann erreicht
Wow, was für tolle Bilder vom Gletschereis und der Überfahrt (nebst in teurem Gore-Tex-Textil gekleideten gutsituierten Mittelschichtlern)! Ich freue mich schon auf die nächsten Beiträge… Genießt es! Das Kontrastprogramm hier: Bewältigung der Influenzawelle und, liebe Lena, das Ausräumen des übel stinkenden BG- Fotolabors!!! Aber Karneval naht, das Kölsch wird fließen…
Liebe Grüße
Verena
Entscheidend ist doch der Weg von Puerto Natales nach Puerto Montt auf den Spuren der alten Seefahrer, umgeben von den vielen Erwartungen der Mitreisenden. Jeder hat seine Idee von der Fahrt und es wird ihm gelingen, diese umzusetzen – oder auch nicht. Dann war es das falsche Schiff….
Liebe Grüße Heike