Lebenselexier Benzin des Aussies

Endlose Steppen, Dünenlandschaften, Strände, Ozeane… Diese Dimensionen der Natur sind kaum begreifbar, zumindest für Menschen, die auf Grundflächen von 150 Quadratmetern mit 15 Leuten leben. Der Aussie steht dem Thema Distanz eher pragmatisch gegenüber. Es gibt ja Benzin, mit dem sich motorisierte Fortbewegungsmittel betreiben lassen. Und von den Errungenschaften dieser Ingenieurskunst besitzt der gut verdienende Australier eine Variantenvielfalt, die den radfahrenden Deutschstädter die Mundwinkel nach unten klappen lässt.

Standardausstattung im Land der fehlenden Asphaltstraße ist der Pickup mit hohem Radstand – wegen der unbefestigten Wege im Outback – und hydraulisch schließender Ladefläche – wegen des Staubs – sowie einer Auspuffverlängerung zum Dach – wegen der überschwemmten Straßen in der Regenzeit. Das sind durchaus nachvollziehbare Fahrzeugkäufe in solch einem Land. Reflexartig stellt sich einem daraufhin jedoch die Frage, warum der urbanisierte deutsche Akademiker sich mit seinem dagegen lächerlich wirkenden SUV – die man in Australien gar nicht sieht – in Großstädten auf Parkplatzsuche begibt. Vielleicht liegt es ja an den enorm hohen Bürgersteigen die auf der Kö oder Maximilianstraße überwunden werden müssen. Früher ist man noch mit einem Porsche Cabrio vorgefahren. Das kann ja auch Spaß auf Straßen ohne Tempolimit machen. Bei diesen Autos stellt sich dagegen in Australien die Sinnfrage.

Aber zurück ins australische Outback. Aussies wollen natürlich nicht nur zielgerichtet vorwärts kommen, sondern auch Spaß am Wochenende haben. Dazu schaffen sie sich jede Menge Spielzeug für Erwachsene mit, man mag es nicht glauben, motorisierter Unterstützung an. Mit diesem begibt man sich auf Campgrounds in die Dünen ans Meer und baut zunächst zwei Stunden lang seine Outdoorausrüstung auf. Staunend würde der Globetrotter-Verkäufer daneben stehen. Stromgenerator mit Benzin gefüllt, Solaranlage als Backup, Motocross-Motorräder und Quad ausgeladen, Motorboot mit Harpunenangelset per Pickuphänger zu Wasser gelassen, Barbequestation am Offroad-Wohnwagen ausgeklappt. Das Wochenende kann beginnen. Benutzt wird dann tatsächlich unter permanentem Getöse alles. Der mit respektvollem Abstand daneben stehende europäische Tourist in seinem batteriebetriebenen Campervan wird müde belächelt.

Campervan
Unser Batterie betriebenen Campervan

Zum Entzünden des obligatorischen abendlichen Lagerfeuers wird dann auch kein uns bekannter Weber-Grillanzünder benutzt, sondern großzügig Benzin über die per Pickup herbeigebrachten Baumstämme gekippt. So schnell haben wir noch nie ein so großes Lagerfeuer brennen sehen. 200 Liter Kraftstoff kommen da schätzungsweise an einem Wochenende bei einer Clique von fünf abenteuerlustigen Jungs, drei Mädels sowie drei Kampfhunden durchaus zusammen. Wir sind dann bereits am Sonntagmorgen vom Campground Forty Mile Beach aufgebrochen und weitergefahren.

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