Nachdem wir in Christchurch unseren Jetlag ausgeschlafen, alle noch notwendigen Campingutensilien wie Zelt, Kocher und Töpfe besorgt hatten, ging es in unserer kurz zuvor geliehenen Nissanschleuder 400 km zum nördlichsten Zipfel der Südinsel nach Motueka. Unser Ziel heißt einer der bekanntesten Küstenwanderwege Neuseelands – der „ Abel Tasman Great Walk“.
Kurz vor unserer Abreise aus Australien nach Neuseeland haben wir tatsächlich auch den ersten Berg auf unserem Abstecher in den Süden abgehakt. Bergsteigerisch war es jetzt nicht unbedingt die Topleistung bei einer Gesamthöhe von 187 Metern üNN und einem halbstündigen Anstieg über einen Kilometer, doch Mount Chudalup geizt nicht mit Reizen.
Der ‚Berg’ der in den heimatlichen schwarzwäldischen Gefilden unter ‚Buckel’ fallen würde, ist eigentlich ein dicker Granitfelsen im Nationalparks D’Entrecasteaux, der die zum Teil 50 Meter hohen Karri-Bäume überragt und zehn Kilometer vor der Küste liegt.
Oben angekommen hat man einen phänomenalen Blick über das in grün strotzende Küstenmarschland bis zu den Sanddünen direkt am Meer der Australian Bay. Das eigentlich spannende an diesem dicken Brocken ist jedoch seine geologische Geschichte. Wenn man sich vorstellt, dass dieser ‚Buckel’ 1377 Millionen Jahre auf dem Buckel hat, dann ist diese Besteigung doch ein Rekord für mich. Noch nie bin ich auf einem solch altem Gipfel gestanden!
Der Monolith entstand in einer Zeit als die Kontinente Zentralaustraliens und der Antarktis aufeinander trafen und ein Gebirge so hoch wie den Himalaya aufschoben. Nach gut 1,3 Milliarden Jahren hat sich die Antarktis inzwischen an den Südpol verdrückt und Wind, Temperaturen sowie der Ozean seinen Teil dazu beigetragen, dass ein runder Granitfelsen von alldem übrig geblieben ist. Man stelle sich vor, dass dieser Berg vor 40 Millionen Jahren in dem Erdzeitalter des Eozäns sogar unter dem Meeresspiegel lag. Dieser war nämlich 300 Meter höher als heute. Was kümmern mich denn dann in solchen Dimensionen die alberne Zählerei von Höhenmetern.
Auch, wenn das australische Küstenwetter uns noch einmal gezeigt hat, dass es auch windig und ungemütlich sein kann, so sind wir doch noch tiefer in den Süden gefahren, um uns dort die Wälder, mit bis zu 50 Meter hohen Eukalyptusbäumen anzuschauen.
Angekommen an unserem südwestlichsten Punkt Australiens haben wir die längste Zeit unseres Trips in Down Under an einem Punkt verbracht, der uns eindrückliche Erlebnisse beschert hat. Insgesamt waren wir nun neun Tage in Gracetown, mitten in der Margret River Region. Dieser Küstenstreifen zieht sich über 80 km etwa 200 km südlich von Perth am letzten Ende des indischen Ozeans entlang.
Auf unserem Weg zurück Richtung Perth haben wir im Nambung Nationalpark einen kurzen Stopp eingelegt, um uns mit lustigen Asiaten (permanente grinsende Menschen mit Victoryzeichen vor Fotoapparaten) bizarre Stein- und Felsformationen anzuschauen. Letztendlich haben uns die Japaner, Koreaner und Chinesen wirklich beeinflusst.
Viel Zeit verbringen wir natürlich am Meer, aber immer mal wieder haben wir auch einen Stop auf einer Farm eingelegt, denn manche der auch arbeitenden Farmen erwirtschaften durch einen Campingplatz einen Nebengewinn.
Nach drei Tagen in Perth können wir endlich unseren Camper abholen. Mit dem Bus fahren wir also wieder Richtung Flughafen, wo der Camperverleih liegt. Der Busfahrer fragt beim Einsteigen, wo wir denn hin möchten. Unterwegs unterhalten wir uns mit einem netten Aussie, der von seinem Aufenthalt in Deutschland erzählt. Plötzlich hält der Busfahrer und fragt erneut, wo wir hinmöchten. Wir wiederholen die Haltestelle, er antwortet, wir verstehen nichts, er steht auf, kommt zu uns und versucht uns erneut klar zu machen, dass wir aussteigen müssen, so lange, bis wir begreifen, dass unser Ziel direkt auf der anderen Straßenseite liegt. Diese Situation beschreibt wie unglaublich freundlich die Australier uns bisher begegnet sind, nicht immer leicht zu verstehen, aber unglaublich hilfsbereit. Highway95 – das Outback blüht weiterlesen →